Mit den Pop-Stipendien betraten 2022 das Pop-Büro Region Stuttgart und das Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart absolutes Neuland: Zum ersten Mal konnten sich Musiker*innen aus der Region Stuttgart für eine gezielte Förderung von Veröffentlichungen (in analogen, digitalen oder auch Videoformaten) bewerben.

2024 konnten wir erstmals 9 Stipendien und 3 lobende Erwähnungen an folgende Musiker*innen vergeben:

DUFT: Die Band DUFT besteht erst seit dem Jahr 2021. Die Idee war es von Anfang an ohne Instrumentalist*innen auf die Bühne zu treten. Die Jury ist von den besonderen Arrangements und Klangwelten begeistert und gespannt auf die Produktion, die sich musikalisch von den ersten Songs abheben soll. Mit dem Pop-Stipendium sollen die erste EP, ein Musikvideo und Releasekonzerte umgesetzt werden.

€$¥-Kollektiv: Seit 2021 hat sich das €$¥-Kollektiv mit über 30 Live-Auftritten im Raum Stuttgart, sowie der Initiative und Organisation verschiedener Kulturprojekte und Live-Veranstaltungen einen Namen in der lokalen Szene erarbeitet. Die Jury schätzt die bisherige Arbeit und den positiven Einfluss des Kollektivs auf die lokale Rap-Szene. Ergebnis der Produktion soll ein mindestens zehn Songs enthaltende Tape mit zahlreichen Features von weiteren talentierten Musiker*innen sein.

Horizontaler Gentransfer vermischen verschiedenste Genres und Stile. Die sechsköpfige Band macht seit 2022 mit ihren beeindruckenden Live-Auftritten von sich reden, in denen sie auf ihre eigene Art mit dem Publikum interagieren. Sie hinterfragen mit ihrer Musik nicht nur gewisse kulturelle Normen, sondern verarbeiten auch rassistische Angriffe. Die Jury freut sich mit dem Pop-Stipendium das zweite Album der Band zu unterstützen, das Ende des Jahres bei Treibender Teppich Records erscheinen soll.

Gaisma: Mit ihren vielseitigen und kreativen Musikprojekten ist Gaisma zu einem wichtigen Teil der Stuttgarter Musikszene geworden. Mit Unterstützung des Pop-Stipendiums möchte sie mit ihrer neuen EP ihrer Leidenschaft für Rap, R&B und Hip-Hop Musik nachgehen und in die Produktion renommierte Producer und Gastmusiker*innen einbinden. Die Jury ist von ihren bisherigen Arbeiten und den an die Bewerbung angehängten Demos direkt überzeugt.

Cindy Gravity: Das experimentelle Pop-Trio Cindy Gravity hat sich seit der Zeit seines Bestehens einen eigenen elektronisch-poppigen Sound erarbeitet. Das durch das Pop-Stipendium finanzierte Album knüpft inhaltlich an den Vorgänger „Brutally Soft“ an, und erforscht die Spannungsräume zwischen Zärtlichkeit, Verletzlichkeit und Männlichkeit. Mit dem Pop-Stipendium möchte die Jury der Band die Möglichkeit geben, sich weiter zu professionalisieren und ihren einzigartigen Sound zu verfeinern.

Emilio Jean hat die Jury mit seiner Bewerbung überrascht. In seinen Rap-Texten geht es um Liebe, Rausch, Freundschaft und Zukunftsängste. Mit dem Stipendium möchte er ein Album produzieren, das die Adoleszenz in einer kleineren Stadt in Baden-Württemberg mit ihren Höhen und Tiefen beschreibt. Das Album-Release soll von Musikvideos begleitet werden. Die bisherigen Songs und Hörproben haben die Jury direkt überzeugt und sie hofft, dass Emilio Jean mit der Unterstützung durch das Pop-Stipendium seinen Weg als Musiker weitergehen wird.

Fejká: Der inzwischen europaweit tourende Künstler Fejká aus Stuttgart hat die Jury mit seinem audiovisuellen Ansatz überzeugt. Der perfekte Sound seiner elektronischen Tracks erklingen schon heute auf zahlreichen Dancefloors. Mit dem Pop-Stipendium ermutigt die Jury Fejká, seinen Weg als professioneller Musiker weiter zu verfolgen und mit den erscheinenden Tracks den Festivalsommer zu bereichern.

Leif Müller: Der Stuttgarter Produzent und DJ Leif Müller plant 2024 mit Unterstützung des Pop-Stipendiums sein Debüt-Album zu veröffentlichen. Nach zahlreichen EPs, die eindeutig für den Clubkontext und Festivals komponiert waren, möchte Leif Müller in seinem konzeptionellen Album musikalisch von funktionaler Clubmusik wegkommen und seinen Fokus auf Ambient, Electronica und Leftfield richten. Die Jury möchte ihn bei seinem Vorhaben sein musikalisches Spektrum zu erweitern und sich als Künstler weiterzuentwickeln, unterstützen.


Siri Thiermann fängt analog erzeugte Klänge der Synthesizer ein. Die geplante EP besteht aus fünf Technotracks, die größtenteils mit analogen Synthesizern und Hardware-Geräten produziert werden. Bisher lag der Fokus von Siri Thiermann auf der Live-Performance und dem Komponieren von Musik für Theaterproduktionen. Die Jury war von den in der Bewerbung mitgeschickten Tracks begeistert und freut sich auf die Debüt-EP der Künstlerin.

Lobende Erwähnungen durch die Jury (in alphabetischer Reihenfolge):

Tembeh: Die talentierte und kreative Multiinstrumentalistin hat die Jury begeistert. Sie freut sich auf das Erscheinen des geplanten Albums ermutigt Tembeh, an ihrem einzigartigen Style weiterzuarbeiten.

Neuer Deutscher Acid: Die Jury vergibt an das Projekt Neuer Deutscher Acid mit seiner Fusion von NDW und Acid House eine lobende Erwähnung und freut sich auf das nächste Release des während des Lockdowns entstandenen Projekts.

Organisation: Das 2023 gegründete Duo Organisation plant 2024 seine Debüt EP. Die Jury ermutigt das Duo, an seinem basslastigen und düsteren Sound weiterzuarbeiten und ist auf den weiteren Werdegang gespannt.

Die Stipendiat*innen 2023 in alphabetischer Reihenfolge:

ABENAA (Tracy Osei-Tutu)

ABEENA plant 2023 ihre Debut-EP zu releasen. Die EP soll tanzbare Songs mit emotionaler, empowernder Message enthalten, die Genres von Afrobeats bis hin zu elektronisch angehauchten Tracks im UK Garage Stil verbindet. ABEENA möchte mit ihrer Musik besonders BiPoC’s und FLINTA* empowern. und Themen wie wie Rassismus, koloniale Kontinuitäten, Klassismus und selbstbestimmte Sexualität ansprechen. Die Jury hat sie mit ihrer starken Message und spannenden musikalischen Arrangements sofort überzeugt.

CALI (Caroline d´Orville)

CALI ist vielen von den Bands Peter Muffin Trio oder Zirkel bekannt. 2023 möchte sie ihr Solo-Debut-Album auf dem Stuttgarter Label Treibender Teppich Records veröffentlichen. Musikalisch bewegt sie sich hierbei im Avantgarde-Pop mit Einflüssen von Post-Punk, des Krautrocks, 90er Anleihen, sowie Drum and Bass Elemente und klassischen Popsongstrukturen. Die Jury war von ihrem Talent als Musikerin sowie dem experimentellen musikalischen Ansatz überzeugt.

jules (Jule Borchhardt)

jules plant 2023 ihre Debut EP und ist musikalisch dem Genre Alternative Pop zuzuordnen. In dem Mini-Album sollen besonders die Themen Female Empowerment, Selbstbewusstsein und persönliches Wachstum betont werden. jules hat die Jury mit ihrer unglaublichen Stimme begeistert. Die in der Bewerbung mitgeschickte Demo der EP klingt bereits jetzt vielversprechend und lässt auf ein großartiges Release noch in diesem Jahr hoffen.

Njelk (Luis Ake Junker)

Die neu gegründete Punkband „Njelk”, bestehend aus Luis Ake Junker, Julian Knoth und Ilona Hartmann, plant im Frühjahr 2023 ihre erste EP „Mountainbiker”. Inhaltlich soll sich Njelk mit alltäglichen und gesellschaftlichen Biederheiten auseinandersetzen, musikalisch setzen sie auf stark reduzierten Punk. Zum EP-Release soll auch ein Musikvideo erscheinen. Die Jury war von der Kombination zweier Ausnahmemusiker mit einer Autorin begeistert.

oaielup (Tiemo Hauer)

Tiemo Hauer bewegt sich mit seinem dritten musikalischen Alter Ego auf musikalisch neue Wege. Nach zahlreichen Veröffentlichungen im Indie-Pop, wird oaielup Tiemos Begeisterung für Electronica, Hip Hop und Indie/Alternative zusammenbringen. Die EP soll mit mehreren Featuregästen, Instrumentalistinnen und Sängerinnen aus seinem Umfeld gespickt werden. Die Jury war von den ersten Hörproben schwer beeindruckt und möchte Tiemo ermutigen Neues zu wagen.

Neben den fünf Stipendien erhielten Nils Edte und Diplomatic Fun (Lilian Gonzalez, Jonathan Ohr) jeweils eine lobende Erwähnung als vielversprechende und überraschende Newcomer*innen.

Die Pilotrunde in 2022

Julian Knoth, Laima Adelaide, Levin goes lightly, Soffie, Thabilé und das Duo Zweilaster erhalten in der Pilotrunde der Pop-Stipendien jeweils 5.000 Euro. Die Förderung können sie für die Produktion von Musikalben oder von Formaten vergleichbarer künstlerischer Relevanz und ähnlichen Umfangs, wie z.B. Musikvideos, einsetzen. Aufgrund der großen Anzahl der Bewerbungen und der hohen Qualität der Einreichungen wurden neben sechs Pop-Stipendien auch zwei lobende Erwähnungen durch eine berufene Jury vergeben. Letztere gehen, dotiert auf je 2.000 Euro, an lay me next to her bones sowie an YUGND.

Die Stipendiat*innen 2022 in alphabetischer Reihenfolge:

Julian Knoth

Julian Knoth, bekannt von Die Nerven, Yum Yum Club oder Peter Muffin Club arbeitet an seinem ersten Solo-Album und geht damit einen wichtigen Schritt in seinem musikalischen Werdegang. Abseits von seinen verschiedenen Projekten in Bands eröffnen sich durch die Arbeit an einem Solo-Projekt neue musikalische Spielräume und auch die Möglichkeit zu spannenden Kooperationen. Das Release soll von einem Musikvideo, Berichterstattung in Medien und Live-Auftritten begleitet werden. Die Jury wertschätzt Julian Knoth als Musiker und als Katalysator für viele weitere musikalische Projekte und möchte ihn mit dem Stipendium auf seinem Weg zu einem Solo-Album unterstützen.

Laima Adelaide

Laima Adelaide sticht mit ihrem Deep Techno und Ambient Sound aus dem Feld der Bewerber:innen hervor. Ihre ausgearbeiteten Tracks bestechen durch ein feines Arrangement, modernes Sounddesign und die Kombination verschiedener Einflüsse wie der Natur, akustischer Instrumente und analoger und digitaler Synthesizer. Die Produzentin arbeitet an einer EP, die digital und auf Vinyl veröffentlicht werden soll. 2021 gründete sie ihr eigenes Label „Predawn Records“. Mit ihrem Verständnis für qualitative Techno-Musik und die Szene in Stuttgart konnte Laima Adelaide die Jury überzeugen, sie mit einem Stipendium zu unterstützen.
(Bild: Maris Prieditis)

Levin goes lightly

Nach seinem letzten Album “Rot”, das durch seine melancholische Stimmung und der Weiterentwicklung des eigenen, typischen Sounds bestach, arbeitet Levin goes lightly inzwischen an seinem nächsten Werk. Dabei legt er verstärkt Fokus auf elektronische Klänge und das Einbinden von Gastmusiker:innen. Die Veröffentlichung wird von einer Tour und Musikvideos begleitet. Die Jury war sich einig, dass Levin goes lightly ein herausragender Künstler und Musiker ist. Sein Werk überzeugt die Jury in musikalischer und ästhetischer Hinsicht. Sein hoher künstlerischer Anspruch zieht sich durch sämtliche Veröffentlichungen. Die Jury ist sich sicher, dass sich Levin goes lightly mit dem neuen Album weiterentwickelt und sich weiter als Künstler etabliert.

Soffie

Soffie bewegt sich zwischen den Genres Synth- und Indiepop. Auf ersten Hörproben wurde die Jury mit elaborierten Kompositionen und einer tollen Stimme beeindruckt. Soffie arbeitet an einer Debut-EP, welche unterstützt von verschiedenen Kommunikationsmaßnahmen im Laufe des Jahres veröffentlicht wird. Dazu gehören Live-Streams auf Instagram, Patreon und TikTok, eine Homepage sowie natürlich verschiedene Live-Auftritte. Sie möchte FINTA* dazu ermutigen, sich in die Musikbranche zu wagen, welche schließlich immer noch ein sehr männlich dominiertes Feld ist. Dabei und bei der Fertigstellung ihrer vielversprechenden EP möchte die Jury sie mit ihrer Entscheidung unterstützen. (Bild: Allegra Conrad)

Thabilé

Mit ihren bisherigen zwei Releases, ein Album und eine EP, konnte Thabilé bereits ein großes Publikum ansprechen. Die Songs sind zwischen den Genres Afrosoul, Beat und Pop einzuordnen. Textlich befassen sie sich mit relevanten Themen wie dem Missbrauch von Frauen, Rassismus, Sexismus, Liebe, Empowerment und den Folgen von Apartheid. Thabilés zweites Album wird von zwei Single-Auskopplungen und Musikvideos begleitet. Mit dem Album soll sowohl eine regionales aber auch ein internationales Publikum angesprochen werden. Die Jury sieht in ihr ein großes Potential, das sich bereits in ihren ersten Veröffentlichungen abzeichnete und eine Vorbildfunktion für regionale Künstler:innen darstellt.
(Bild: Daniela Meise)

Zweilaster

Das Duo ZweiLaster besteht erst seit 1,5 Jahren. ZweiLaster verstehen sich als Kunstprojekt, das neben der Band sowohl künstlerisch, performativ, kuratorisch und im Rahmen von Veranstaltungen und Konzerten funktioniert. Die beiden konnten mit wenigen Veröffentlichungen und ihrer außergewöhnlich guten Bühnenpräsenz zahlreiche Konzertgänger:innen überzeugen und sich eine große Fan-Base erspielen. Inzwischen hatten sie Auftritte auf mehreren relevanten Bühnen in Stuttgart und der Region. Mithilfe des Pop-Stipendiums wollen sie ein umfangreiches Album aufnehmen und professionell produzieren lassen. Das Album soll auf Schallplatte, Kassette und auch auf allen Streamingplattformen erscheinen. Die Jury ist sich sicher, dass die Fertigstellung eines Albums für ZweiLaster ein wichtiger Schritt in ihrer musikalischen Laufbahn bedeutet. (Bild: Dan Trautwein)

Neben den sechs Stipendien erhalten die Projekte YUGND und lay me next to her bones jeweils eine lobende Erwähnung als vielversprechende und überraschende Newcomer.

Neuland für die regionale Pop-Szene

Mit den Pop-Stipendien betreten das Pop-Büro Region Stuttgart und das Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart absolutes Neuland: Zum ersten Mal konnten sich Musiker:innen aus der Region Stuttgart für eine gezielte Förderung von Veröffentlichungen (in analogen, digitalen oder auch Videoformaten) bewerben, die sie im Jahr 2022 umsetzen werden. Erste Gespräche über eine Fortsetzung der Pop-Stipendien laufen bereits.

Die Bewerbungen stammten nicht nur aus den verschiedensten Ecken der Region Stuttgart, sondern auch aus unterschiedlichen Genres der populären Musik. Von Rap über Folk, Soul und Ambient gab es für die Jury eine große Bandbreite zu entdecken. Die Jury, bestehend aus Anja Wasserbäch (u.a. Stuttgarter Nachrichten), Isabel Thalhäuser (Fragmente Deutschland), Katharina Löthe (Kulturamt, Stadt Stuttgart), Duc-Thi Bui (u.a. Playtime Music Album Sessions), Weiny Fitui (Kunstverein Wagenhalle) und Walter Ercolino (Pop-Büro Region Stuttgart), bewertete weit über 100 Einreichungen.

Das Pop-Büro Region Stuttgart vergab 2022 erstmals insgesamt sechs Produktionsstipendien in Höhe von jeweils 5.000 Euro. Diese Stipendien können für die Produktion von Musikalben oder von Formaten vergleichbarer künstlerischer Relevanz und ähnlichen Umfangs verwendet werden. Die Ausschreibung richtete sich an Künstler:innen aus Stuttgart und der Region, die im Bereich der Popmusik tätig sind.

Warum eigentlich Stipendien für Popmusik?

Die Produktion, Vervielfältigung und Verbreitung von neuen EPs oder Alben stellen Popmusiker*innen vor große finanzielle und logistische Herausforderungen. Dabei sind insbesondere in der Popmusik diese Veröffentlichung essentieller Bestandteil, um die Basis für Liveauftritte und weitere berufliche Aufstiegschancen zu schaffen. Um Popmusiker*innen sinnvoll im Bereich der Produktion und Veröffentlichung ihrer kreativen Arbeit zu fördern, haben das Pop-Büro Region Stuttgart und das Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart 2021 gemeinsam die Pop-Stipendien für die Region Stuttgart auf den Weg gebracht.